29.3.14

Leider nicht #selbstgeboren? Eine Lanze für den ungewollten Kaiserschnitt.

Zwar ist das ein bisschen off-topic, aber wir hatten gestern auf Twitter eine kleine Diskussion zu #selbstgeboren. Und da ich sowieso und akut gleich nochmal betroffen bin möchte ich jetzt auch was zur Blog-Diskussion beitragen.
Meine zwei Söhne, 6 und 8 Jahre alt, sind beide mit Kaiserschnitt zur Welt gekommen, beide sogenannte sekundäre Sectios, also wegen Geburtsstillstand o.ä. irgendwann unter der Geburt entschiedene Kaiserschnitte.
Kaum habe ich das gegenüber anderen ausgesprochen, fange ich mich automatisch an zu rechtfertigen. In meinem persönlichen Umfeld möchte niemand einen KS, ich kenne keinen Fall von echtem Wunschkaiserschnitt, also ohne jegliche mdizinische Indikation. So sehr davon in den Medien die Rede ist, statistisch spielt das evt. keine große Rolle? Das vermute ich jedenfalls.

Ich kenne aber natürlich sehr viele Fälle von Kaiserschnitten, immerhin sind wir bei einem Anteil von knapp 40%, das ist mal locker jede dritte Geburt! Fast alle diese KS-enbundenen Frauen hadern mit ihrem "Schicksal", zumindest zu Beginn. Es scheint nicht in Ordnung zu sein, daß es dazu kommen musste, die meisten haben sich alles ganz anders vorgestellt und wie in der heutigen Zeit üblich hatte man sich auch entsprechend drauf vorbereitet, die Klinik ausgesucht, eine kompetente Hebamme gefunden, Literatur gelesen. Und trotzdem will es bei so vielen nicht klappen.

Und verhehrenderweise für diese eh schon traumarisierte Masse an Frauen wird durch so eine Aktion wie die mit dem Hashtag #selbstgeboren das ganze Elend nochmal aufgewühlt. Selbstbestimmt, kraftvoll, das hatten wir also alles nicht, aha. Wir hatten eine Geburt zweiter, dritter Klasse, wenn überhaupt? Das uns leider nicht vergönnte Geburtserlebnis ist tatsächlich so erstrebenswert? Und nur wenn ALLES natürlich war, gilt es auch? Und war dann also im Umkehrschluss der KS eine leichte, feige Alternative?
Entschuldigung, aber haben wir uns das denn so ausgesucht? Hatten wir überhaupt eine Wahl?
Ich bin mal ganz dreist, ich glaube mittlerweile, wenn man es geschafft hat, sein Kind ohne mehr Hilfe als nötig zur Welt zu bekommen, dann hat man einfach ganz großes Glück gehabt! Vielleicht hatte man nicht nur Glück mit seinem Körper, der Lage des Kindes und dem Verlauf der Geburt sondern auch noch ganz großes mit dem Personal, der Hebamme, der Wahl des Geburtsortes. Aber es ist Glück, und das lässt sich leider nicht einfach erzeugen!

Ich gönne das jeder Frau die es so erleben darf (und ein bisschen zwickt der Neid auch immer noch, aber kaum), aber es ist, sind wir mal bei der heutigen Realität, leider nicht mehr der Regelfall!
Woran das liegt kann ich als Laie nur vermuten, aber ich wüsste nicht, wie man das jetzt auf die beteiligten Frauen schieben könnte. Welche Frau, deren Ärztin/Arzt ihr ins Gesicht sagt, das Kind sei in Gefahr, es müsse jetzt sofort/wahlweise morgen früh/ am nächsten Montag geholt werden kommt denn auf die Idee zu sagen, nee, lassen sie es bitte drin, ich möchte keinen KS.
Wer kommt denn bei einer Schwangerschaftsvergiftung auf die Idee zu sagen, nein, kein KS, dann sterbe ich halt?
Wieviele Frauen haben nach 24/48/12 Stunden zermürbender, ineffektiver Wehentätigkeit noch die Kraft zu sagen, wir machen weiter, ich schaffe das?
Wer hat unter der Geburt bei akuter Bedrohung für das Kind Lust den Arzt/ die Ärztin davon zu überzeugen, die Notsectio sein zu lassen? Oder um eine zweite Meinung zu bitten wenn es um Minuten geht?
Das sind alles reale Szenarien, ich denke jeder kennt haufenweise solche Geschichten, ich habe alle schon gehört, z.T. im nächsten Familienkreis.
Ich kenne auch umgekehrte Fälle, stundenlange Pressphase mit einer unerfahrenen Hebamme die für die frischgebackene Mutter auf der Neurologie endeten, eine Hirnblutung und sie sah auf einem Auge nichts mehr (mittlerweile geht es ihr aber wieder gut).
An den Frauen kann es also nur zu einem kleinen Teil liegen, den Löwenanteil haben die anderen Faktoren wie medizinisches Personal usw. Ich denke auch der gewachsene medizinische Fortschritt im Hinblick auf die Pränataldiagnostik tut ihren Teil dazu, was man früher nicht erkennen konnte, in Vor-Ultraschall-Zeiten, hat auch zu keinen Diagnosen geführt. Dafür litten (starben?) aber vielleicht die Kinder?
Mein Mann kam (vor über 30 Jahren) drei Wochen nach Termin pumerlsgund normal auf die Welt. Solange wartet heute kein Arzt mehr, heute hört man lauter Geschichten von missglückten Einleitungen. Aber das hat sich auch keine dieser Frauen ausgesucht!

Sicher gibt es viele Faktoren, die man beeinflussen könnte und grundsätzlich bin ich kein Freund der Gerätemedizin. Es gibt sicher leichtfertig getroffene Entscheidungen zum KS und auch unnötige, aber wir schwangeren Frauen haben leider keine Möglichkeit, dies wirklich zu überprüfen. Die wenigsten von uns haben den medizinischen Background um überhaupt irgendeine Aussage des Arztes überprüfen zu können, Vertrauen ist da alles.

Wäre es nicht an der Zeit, den Kaiserschnittmüttern mal ein bisschen das Gefühl zu geben, sie haben nichts falsch gemacht? Wir hätten so gerne eine natürliche Geburt erlebt, es war uns nicht vergönnt, könnten wir nicht eher eine Extraportion Trost gebrauchen? Wenn ich lese, daß vielen KS-Müttern immer noch die Tränen kommen bei der Erinnerung an ihre traumatische Geburt, dann muss doch irgendwas falsch gelaufen sein bei der psychischen Geburtsbegleitung!
Auch fände ich ein besonders behutsames Wochenbett nicht zuviel verlangt, den Frust der Erstlingsmutter, deren Baby einfach zum Wickeln abgeholt wird kenne ich aus eigener Erfahrung.

Ich habe mich mit einer französischen Kollegin unterhalten, die fand, in Frankreich sei das alles kein Thema, ist das evt. typisch deutsch, dieses ewige vergleichen unter Müttern, nur der eine richtige Weg und immer für alles rechtfertigen müssen?

Meine beiden Geburtsberichte kommen jetzt, keine richtigen Horrorgeschichten, aber schön war es nicht. Mittlerweile habe ich meinen Frieden damit gemacht, nach dem zweiten KS, der von einem sehr verständnisvollen Arzt gemacht wurde, konnte ich mit dem Frust abschliessen. Jetzt kommt im Sommer Nummer drei als geplanter KS auf die Welt. Richtig freuen tue ich mich auch darauf nicht, aber ich sehe im Moment mal den Vorteil der "Planung", nicht völlig übermüdet und entkräftet zu sein z.B. hat ja vielleicht auch was.

Bei meinem ersten Kind hatte ich mir das alles (natürlich) ganz anders vorgestellt. Wir waren in einem Geburtshaus angemeldet, ich war felsenfest davon überzeugt, mit Geduld und Spucke geht das auf alle Fälle auf natürlichem Wege. Ich bin ja schliesslich nicht zimperlich und Klinikgeburt ist sowieso bäh. Dieses Geburtshaus liegt in unmittelbarer Nähe einer großen Klinik, das fanden wir für den (selbstverständlich nicht einzutretenden Notfall) sehr praktisch, ausserdem war es eine super Beruhigung für alle Verwandten, die nicht so auf Experimente stehen ("es kann garnichts passieren!").
Es kam wie schon erwähnt ganz anders. Einen Tag vor ET hatte ich nachts Wehen, die nicht mehr weggingen. Am späten Nachmittag sind wir dann gen Geburtsort aufgebrochen, nach einer ersten Untersuchung haben wir die nächsten Stunden dann spazieren gehend und frühstückend (Frühstück im Café mit Wehen, keine gute Idee) in der Stadt verbracht, gegen nachmittag sind wir schliesslich im Geburtshaus geblieben. Gemütlich war es da, mit beiden Hebammen (sehr nett) sassen wir auf dem großen Bett, mümmelten Knäckebrot, erzählten Geschichten und ich hatte halt Wehen. So hatte ich mir das vorgestellt, entspannt, der Natur ihren Lauf lassend, in freundlicher, vertrauter Atmosphäre. Leider bewirkten die Wehen nicht viel, es ging nicht richtig voran, das Kind kam nicht runter, der Muttermund ging nicht auf, so konnte das nichts werden in absehbarer Zeit.
Ich hatte großes Vertrauen zu den Hebammen, so war es total in Ordnung daß wir irgendwann beschlossen, daß wir nun besser in der Klinik "unter verschärften Bedingungen" weitermachten. Zum Glück hatte dort eine mit den Hebammen befreundete Kollegin Dienst, ich kam in gute Hände.

Abends um 21 Uhr waren wir dort, eine Klinik ist schon ein krasser Unterschied zu einem Geburtshaus, Wehenschreiber, Wehentropf, Kanüle in den Arm, Sauerstoff, Antibiotika, zack, da wird nicht lange gefackelt. Und wir haben alles versucht, die Hebamme war sehr erfinderisch, die diensthabende Ärztin auch sehr nett. Ich erinnere mich noch an das von Männern so gern belächelte Äpfelschütteln und sonstwelche Stellungen um dieses Kind dazu zu bewegen, daß es sich endlich mal gen Muttermund bewegt. Natürlich wurden mir die Wehen irgendwann zuviel und es wurde ein Anästhesist gerufen. Was einem als Erstgebärende auch nicht so klar ist, wie lange das dauern kann, bis so eine PDA dann mal liegt. Immerhin war es mittlerweile Nacht und der kommt nicht mal eben schnell mit der Kanüle durch die Tür gerannt.
Das Legen der PDA fand ich persönlich höchst unangenehm, ich erinnere mich immer noch ziemlich genau an das Gefühl der Kanüle ins Rückenmark, ein superekliges Gefühl für mich. Ausserdem muss man sich für die Prozedur tierisch zusammenreissen nicht unter einer Wehe zusammenzuzucken, schliesslich hatte der Anästhesist ja gerade die Passage der möglichen unerwünschten Folgen mit der Querschnittslähmung vorgelesen.
Dass der Anästhesist schlecht gelaunt war, konnte ich angesichts der vorgerückten Zeit nachvollziehen, aber irgendwie merkte ich auch, daß die Hebamme nicht ganz erfreut war, daß ausgerechnet der Dienst hatte. Nun gut, man kann ja auch nicht beim ganzen Personal Glück haben.
Als die PDA lag war alles gut, ich konnte mich ausruhen, die Hebamme konnte alles mögliche versuchen, wir hatten eine Verschnaufpause. Leider wirkten aber alle Anstrengungen die Geburt voran zu treiben nicht wirklich, auch unter stärkeren Wehen kam das Kind nicht in den Geburtskanal und der Muttermund ging nicht auf (besteht da ein ursächlicher Zusammenhang? Ich glaube ja).
Nach zwei Stunden (Ich hoffe ich rekapituliere das mit den Stunden richtig, ist immerhin schon fast 9 Jahre her) liess die Wirkung der PDA nach und die Hebamme bestellte den Anästhesisten zum Nachspritzen. Und dann passierte das unvorstellbare: Die ganze Flüssigkeit landete auf meiner Schulter, die Kanüle war verrutscht, das Medikament kam nicht dahin wo es sollte. Katastrophe!
Philip hat mir später erzählt wie sich die Hebamme entsetzt weggedreht hat als sie das gemerkt hat, großer, großer Mist! Nun hätte der gleiche unsensible Arzt eine neue Kanüle ins Rückenmark legen müssen, alles nochmal von vorn... Und da setzte es bei mir aus, das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, nicht nochmal diese fürchterliche Prozedur!
Die Ärztin hätte wohl schon noch eine Weile weiter den natürlichen Weg versucht, dem Kind (ich rede immer von Kind, daß es ein Sohn ist wussten wir erst als er draussen war) ging es gut, aber eine Garantie für Erfolg konnte sie natürlich auch nicht geben. Ich wollte in diesem Moment einen Kaiserschnitt. 
24 Stunden war seit Beginn der Wehen vergangen, ich war fertig, müde, extrem hoffnungslos, ich wollte daß das endlich ein Ende hat, es schien nicht anders zu gehen, es sollte wohl nicht sein. Immerhin hatten wir alles probiert für den Moment, erst ganz ohne Eingriffe, dann mit medizinischer Hilfe. Aber ich bin ehrlich, man ist unter der Geburt schon in einer Ausnahmesituation, so richtig zurechnungsfähig ist man nicht mehr, nach 24 Stunden Wehen. Hätte ich bei klarem Verstand anders entschieden, hätte ich den Mut fassen sollen, mich zusammenzureissen und noch mal eine PDA legen zu lassen? Ich weiss es nicht.
Für den Weg zum OP bekam ich dann Wehenhemmer, die bewirken netterweise daß das Herz anfängt zu rasen, ausserdem liessen sich die Wehen nicht komplett stoppen, nur dämpfen, man ist also noch längst nicht erlöst wenn die Entscheidung dann mal gefallen ist. Es ist schon erstaunlich, welche Naturgewalten ein gebärender Körper entwickelt. Im OP bekam ich dann als neue Narkose eine Spinalanästhesie, das Öffnen von Bauchdekce usw. ging schnell, das Kind wurde rausgeholt, das habe ich als Ruckeln in Erinnerung, die ganze OP fand ich eigentlich nicht schlimm. Später sagten sie uns, er hätte die Nabelschnur mehrfach um den Körper und Hals gewickelt gehabt. War das vielleicht der Grund dafür, daß es nicht gehen konnte? Was haben die Frauen vor 100 Jahren gemacht, bei denen das so war? Sicher gibt es auch Kinder die so auf natürlichem Wege geboren werden, oder? Diese ganzen Was-wäre-wenn Fragen, man stellt sie sich, sie lassen sich aber nicht befriedigend beantworten! Das ist frustrierend, man kann, nein man muss sich aber einfach irgendwann damit abfinden, man kann ja das Leben nicht zurück spulen. 
Man muss das Selbstvertrauen finden, daß man in dem Moment die richtige Entscheidung getroffen hat, und daß man bei einem eventuellen zweiten Mal vielleicht genauso entschieden hätte. Oder die betreuende Personalbesetzung.
Leopold wurde uns gezeigt und dann weggebracht, im OP ist es ja kalt (daran erinnere ich mich allerdings nicht, so durch war ich da schon), und Philip ist zu ihm gegangen. Er erzählte später, daß Leo sofort aufhörte zu schreien, als er Philips vertraute Stimme hörte, das hat mich sehr beeindruckt.
Als ich dann versorgt war und zu ihm gebracht wurde, war er leider schon angezogen, inzwischen war eine andere Hebamme da, die hat ihn dann wieder ausgezogen, damit er zum Kuscheln zu mir konnte.
Nach diesem Geburtserlebnis ging es mir wirklich nicht gut. Im Nachhinein war ich total überfahren davon, wie wenig das Passierte mit dem zu tun hatte, was wir uns vorgestellt hatten. Ein Kaiserschnitt war für mich im Vorfeld einfach überhaupt nicht in Frage gekommen! Ich hatte mich auch für den Notfall nicht mit dem Thema beschäftigt, das haben leider auch die Hebammen beim Geburtsvorbereitungskurs versäumt. Wir haben da kurz bei der Nachsorge drüber gesprochen, eine der beiden war noch jung, ich glaube es hat ihr zu denken gegeben. 
Ich persönlich hatte weniger das Gefühl "versagt zu haben", das höre ich häufiger von anderen, sondern daß mir meiner Meinung nach ein wirkliches Geburtserlebnis, was doch so viele in meinem Umfeld und vor allem eigentlich die komplette Generation meiner Mütter und Großmütter hatte,  geraubt wurde. Andere Frauen, die vielleicht garnicht so einen Wert drauf legten hatten das einfach so hinbekommen. Warum ich denn nicht?
Abgesehen davon hatte ich dann auch noch einen sehr heftigen PDA-Kopfschmerz, das ist eine mögliche Nebenwirkung der PDA, die Kanüle hat aus Versehen den Nebenbereich mit dem Hirnwasser getroffen und durch den Unterdruck wird das Hirnwasser aus dem Kanal abgesaugt, es fehlt also (korrigiert mich, wenn es nicht stimmt, so wurde mir das erklärt) und erzeugt Unterdruck auf das Gehirn. Als Ergebnis konnte ich tagelang unter Höchstmedikation von Schmerzmitteln nur Liegen und hab es trotzdem kaum ausgehalten, es war schrecklich! 

Natürlich klappte auch das Stillen nicht gleich, die Schwestern sagten mir alle was unterschiedliches, jede fingerte an meiner Brust und an meinem Sohn rum, die Finger der ersten stanken nach Zigaretten, die der zweiten nach Parfüm... Nachts wurde ich dazu aufgefordert, doch mein Kind endlich mal abzugeben, damit die anderen Frauen im Zimmer schlafen können (so sieht also Rooming-In bei Ihnen aus, aha). Zum Glück kam einmal am Tag meine vertraute Hebamme, das war wie ein Strohhalm an den ich mich klammerte. Und sie war wirklich toll! Sie kannte die Klinikbeschäftigten gut und hielt die in Schach, irgendwann kam sie mit einem Stillhütchen (verboten in der Klinik) um die Ecke, und dann konnte ich auch endlich stillen, allen Stillhütchenvorbehalten zum Trotz habe ich übrigens 8 Monate voll gestillt, wenigstens das hat geklappt wie ich es mir gewünscht habe!

Auch wenn ich das Gefühl hatte, "es ja wenigstens versucht zu haben" war ich über diese Geburt sehr unglücklich. Dazu kommt die lange Unbeweglichkeit nach einem KS, die Narbe habe ich bis zur zweiten Geburt immer gespürt (sie war geklammert worden, sah auch verheilt noch total hässlich aus), es blieb ein schlechtes Gefühl und die große Hoffnung, doch nochmal eine "richtige" Geburt erleben zu dürfen.

Ein Kaiserschnitt hindert ja nicht daran, das nächste Kind normal zu entbinden, beim zweiten mal meldeten wir uns in einer von vielen Seiten empfohlenen Klinik an, sehr natürliche Geburtsverläufe werden dort gewünscht, nur wenige medizinische Eingriffe vorgenommen, auch im Wochenbett wird sehr behutsam mit den Kindern umgegangen, die Vorbesichtigung war vielversprechend. 
Ähnlich wie bei der ersten Geburt gingen die Wehen wieder nachts los, mittags waren wir dann in der Klinik, sind erst nochmal spazieren gegangen, als die Wehen stärker wurden kamen wir wieder in den Kreissaal. Leider wollte auch diesmal das Kind nicht so recht runter kommen, der Muttermund ging nicht auf. Die Hebamme hatte mit uns vereinbart nach Möglichkeit auf eine PDA zu verzichten, wegen der Rupturgefahr wollte sie lieber den Schmerz nicht wegblenden. Nachdem sich auch nach Stunden nicht wirklich viel getan hat kam irgendwann der Arzt dazu, der finale Test war, daß er manuell den Muttermund aufschob und dann nach der nächsten Wehe prüfte, was sich getan hatte, leider war der MM aber wieder weiter zu gegangen, die Wehen schienen einfach nicht da anzukommen wo sie sollten, waren aber schon lange überhaupt nicht mehr auszuhalten. Irgendwas stimmte nicht!
Wieder mitten in der Nacht, wieder Kaiserschnitt, seltsam, diese Parallelen. Es dauerte dann noch einen Moment, weil just in dem Moment im Nebenzimmer eine Frau ihr Kind entband. Es war eine Beckenendlagengeburt, deswegen konnte der Arzt da nicht weg. Seltsame Ironie des Schicksals: Die Familie war eigentlich wegen der BE-Lage zu einem geplanten KS in einer ganz anderen Klinik angemeldet, hatte dann aber nach einem frühen Blasensprung das nächste Krankenhaus aufgesucht, was den erstaunten Eltern anbot, das Kind doch normal zu entbinden. So kann es also auch gehen!

Dieser zweite KS war supergrässlich. Irgendwie bekamen sie meine untere Körperhälfte nicht komplett schmerzfrei (später hat mir ein anderer Anästhesist erklärt daß es in seltenen Fällen zur Narbenbildung im Rückenmark kommen kann), und dann war es auch leider nicht mehr so einfach durch das inzwischen vernarbte Gewebe zu kommen, das Öffnen der Schichten dauerte also viel länger als beim ersten Mal. Ich war wirklich nicht mehr ganz bei mir, als das Kind dann endlich draussen war bekam ich eine andere Betäubung und ab da weiss ich nur noch schemenhaft was wie war. Als Julius geboren war war der schönste Moment als wir endlich erfuhren, daß es ein Junge ist und ich soll dann gesagt haben "Wieder kein rosa!". Ausserdem fanden sie, den könnten wir nächste Woche schon im Kindergarten anmelden, Julius wog 4500g und hatte ganz viele schwarze Haare, eine richtige Frisur. Im Gegensatz zu den meisten Neugeborenen die ich kannte war er schon ein richtiger kleiner Kerl!
Als ich dann wieder in den Kreissaal kam lag der nackte hungrige Junge auf Papas nackter Brust. Ich wollte ihn zunächst garnicht bei mir haben, ich hatte Schmerzen, glaubte die Operateure hätten irgendwas in meinem Bauch vergessen und außerdem würde ich sowieso demnächst sterben. Das waren Wahnvorstellungen von dem Betäubungsmittel die bald verschwanden, alles also halb so wild. Ich erzähle daß inzwischen eher amüsiert, ich weiss nicht ob es damals wirklich lustig war, aber diese Erinnerungen sind mir sehr lebhaft geblieben. 
Das Wochenbett dort war wirklich vorbildlich, zunächst hatten wir viel Zeit um mit dem Kind zu kuscheln, irgendwann wurde er dann doch mal gewogen und gemessen, alle Hebammen und Krankenschwestern dort sind sehr kompetent und es wird großen Wert darauf gelegt, daß das Kind immer bei seiner Mutter ist ("Wie, sie haben das Kind nicht bei sich im Bett? Kein Wunder daß es schreit!"). Ich hatte echte Hilfe beim Stillen (klappt auch beim zweiten Mal nicht auf Anhieb) und für mich sehr wertvolle Gespräche mit dem KS-Arzt, der mir alles haarklein erklärte und sehr freundlich war. Für mich war das Erlebte eine echte Grenzerfahrung, das von einem Fachmann bestätigt zu bekommen hilft wirklich beim Verarbeiten. Er hat mir sehr genau geschildert was er da in meinem Bauch wie vorgefunden hat, ob das jetzt am ersten KS lag kann man nicht genau sagen, ist letztlich ja auch egal. Die Gebärmutter hat sozusagen eine "dünne Stelle", an der die Muskeln nicht funktionieren. Es konnte nicht gehen!
Übrigens hat er die zweite Narbe (an der gleichen Stelle wie die erste, die hässliche wurde also sozusagen rausgeschnitten) ganz altmodisch genäht und man sah sie schon bald kaum noch. Gespürt habe ich sie schon nach der Wundheilung nicht mehr, kein Vergleich zu der ersten. Dankeschön!

Auch kamen dort jeden Tag Hebammen und nahmen sich Zeit für ein Gespräch, das fand ich sehr hilfreich und eigentlich nötig für jede frisch Entbundene.

Nach dieser zweiten Geburt war ich ziemlich zufrieden mit allem. Es ging nicht, ich hatte es zweimal versucht, das zweite Mal wirklich auf Biegen und Brechen, aber es gab leider keine Chance.
Ich weiss nicht ob es einfacher ist, wenn man "wenigstens" Wehen gehabt hat, ich möchte hier aber natürlich nicht werten, für mich war es gut zu wissen, daß es eine organische Ursache gibt und daß wir es wenigstens versucht haben. Meine Kinder waren allerdings zu keinem Zeitpunkt wirklich in Gefahr, das ist bei anderen Geburten ja z.T. ganz anders. 

Hiermit schliesse ich diesen langen Text, danke all denen die bis hierhin gelesen haben. Geburten bleiben ein spannendes Thema, auch wenn sie schon lange zurück liegen. Ich hatte meine zwei nie explizit aufgeschrieben, vielleicht war es an der Zeit dies mal nachzuholen.
Es wird Euch nach dem Bericht nicht wundern, daß ich auch für das dritte Kind in die Klinik von Julius (Kind Nr.2) möchte, vielleicht habe ich ja das Glück und darf zum selben Arzt!

Ich wünsche allen KS-Müttern, daß sie sich klarmachen, daß sie keine Schuld trifft und daß sie wirklich stolz auf sich sein können! Vielleicht lassen sich manche wenigen Entscheidungen nur in dem Moment wirklich rechtfertigen, aber das ist dann eben richtig so gewesen! 
Viel wichtiger als der angeblich missglückte Geburtsverlauf ist, daß wir unsere Kinder genauso in unserem Körper haben wachsen lassen, daß ein KS auch eine Geburt ist die erstmal durchlebt werden muss (!!), daß wir trotz nicht ganz so glücklichem Start alles getan haben um eine gute Bindung zum Kind zu bekommen und daß, sind wir mal ehrlich, der Löwenanteil der Erziehung, der Beziehungsbildung und dem Leben mit dem Kind sowieso erst in den Jahren danach kommt.

27 Kommentare:

  1. Das hast du wirklich toll geschrieben!
    Ich hatte auch einen ks, mein Arzt riet mir dazu weil er etwas Angst um mich hatte da mein Blutdruck in der Schwangerschaft noch mehr in die Höhe ging. Meine Hebamme fand das gar nicht toll, sie sagte es gäbe Medikamente, die man mir während der Geburt geben könnte aber mein Arzt winkte das nur ab und sagte er sei jahrelang Geburtshelfer gewesen und hat gesehen was mit den Frauen passieren kann die mit zu hohem Blutdruck entbinden. Das machte mir doch etwas Angst, auch wenn ich mehr Angst ums Kind hatte als um mich.
    Es blieb dann auch dabei, wenn auch mit Vollnarkose weil bei mir im Rücken alles vernarbt ist.
    Nicht das tollste und wie du schon sagst, man stellt sich das alles ganz anders vor und am Ende ist man froh wenn alles gut gegangen ist und es dem Baby gut geht.
    Ich schäme mich nicht deswegen, musste mich auch noch nicht rechtfertigen und meinem Sohn sieht man es ja auch nicht an wie er zur Welt gekommen ist.
    Mein kleiner heißt übrigens auch Leopold. ☺️

    Dir alles liebe!

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  2. Ich habe bis zum Schluß durchgelesen und war sehr berührt.... meine Sohn kam natürlich zur Welt und ich bin nicht sicher, ob es nicht besser ein KS geworden wäre. Solche Fragen kann man sich immer stellen... bei uns stellten sich im Nachhinein einige Probleme dar, ich konnte mein Kind nach der Geburt nur ganz kurz bei mir behalten, da ich anschließend sofort in den OP musste und eine Not-OP hatte - auch nicht prickelnd und wäre durch einen KS verhindert worden.
    Wie man es macht, kann es richtig oder falsch sein..... Kopf hoch!! Hauptsache ist doch letztendlich, wenn Mutter und Kind gesund sind!!!
    Ich wünsche dir ganz viel Glück und eine glückliche Schwangerschaft!!
    Liebe Grüße
    Trudi

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  3. Ach, ein notwendiger Beitrag, danke dafür.
    Bei meinem ersten KS wurde die Geburtsvorbereitung auch von zwei ganz jungen, eher unerfahrenen und ziemlich idealistischen Hebammen geleitet (bei beiden der erste GVK), die Kaiserschnitt in meiner Erinnerung überhaupt nicht thematisiert haben. Das finde ich eigentlich fast schon fahrlässig. Ich glaube es hätte mich danach schon etwas weniger frustriert. Ein bisschen weniger Esoterikkram mit Räucherstäbchen, Massageölen, Duftölen, Entbindungswanne hätte es nämlich umgekehrt durchaus auch getan.

    Unter der Geburt war es dankbarerweise eine gemeinsame Entscheidung der OÄ, Hebamme und mir, und ich habe eine gute Erinnerung an die PDA und den KS selbst, und meine Tochter hätte eine noch länger andauernde Geburt und Presswehen mit ziemlicher Sicherheit gar nicht unbeschadet überstanden. Ebenso mein Sohn, dabei hat damals die völlig ahnungslose Gynäkologin mich noch auf dem OP-Tisch davon überzeugen wollen, ich könne auch jetzt noch "natürlich" gebären (den entsetzten Blick der Hebamme dabei habe ich durchaus wahrgenommen). So ein Unsinn, ich war froh dass ich trotz Presswehen noch soweit bei Verstand war das abzulehnen. Das hätte ich mir nie verziehen, denn es hätte meinem Sohn womöglich das Leben gekostet. Und ich hätte das ja dann nur für mich, "für die Erfahrung" so entschieden.

    Wie dem auch sei, ich bin froh, dass durch die Kaiserschnitte beide Kinder und ich überlebt haben, und kann jetzt nach einigen Jahren ganz entspannt darauf zurückblicken und vermisse es überhaupt nicht (mehr). Geburtsberichte anderer Frauen geben mir schon lange keinen Stich mehr und ich habe auch nicht das Gefühl ich hätte was verpasst (geschweige denn meine Kinder). Man kann da wirklich seinen Frieden machen. Aber was mich ärgert, ist dass so etwas wie #selbstgeboren viele eher noch frische (<10Jahre)"Kaiserschnitt-Mütter" an einer ganz empfindlichen Stelle trifft. Ungerechterweise. Ich kenne ebenfalls keine Mutter, die einen KS ohne (dringende) medizinische Indikation hat machen lassen. Über die zunehmende Häufigkeit der medizinischen Notwendigkeit mag ich hier nicht diskutieren, das ist ein anderes Thema und führt hier zu weit.

    Und überhaupt ist das wichtigste an der Bindung zum Kind wohl die Liebe und wie du so schön sagtest die Jahre und das Leben mit dem Kind.
    Und alle Mütter und Väter wissen ja selbst am besten, dass es für die Liebe überhaupt keinen Unterschied macht, wie das Kind auf die Welt kam :)

    Vielen Dank für deinen Beitrag,
    frifris

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  4. Danke für Deinen Post!!!
    Mein großer Sohn kam wegen einer Fehlbildung mit einem geplanten KS zur Welt. Ich habe jahrelang damit gehadert obwohl er eine natürliche Geburt nicht überlebt hätte.
    Fünf Wochen lag er auf der Neonatologie - sein Schutzengel hat Tag und Nacht gearbeitet.

    Mein kleiner Sohn kam natürlich, aber im Krankenhaus zur Welt (für mich musste es ein Krankenhaus mit angeschlossener Kinderklinik sein, man weiss ja nie ...)
    Vier Tage nachdem wir zuhause waren stellte sich jedoch heraus, dass er einen Krankenhauskeim abbekommen haben musste und wir waren schneller wieder dort als man gucken konnte.
    Das Thema ist wirklich sehr sensibel. Kommt man in gute Hände? Wie wird das alles?
    In dieser doch sehr aufwühlenden ersten Zeit hätte ich mir doch mehr Selbstvertrauen gewünscht.
    Beim ersten Kind ist man ja noch besonders unerfahren und hat keinen Schimmer. Ich habe mich damals so manches mal an einen Strohhalm geklammert und dahergesagte Sätze auf die Goldwaage gelegt.

    Jetzt sitzen die beide pumperlgesund hier und ahnen von (fast) nichts.
    Ich wünsche Dir alles alles Gute!!
    viele Grüsse!

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  5. liebe Katharina,
    es ist als hättest du meine Geschichte erzählt.... mein großer Sohn kam 16 Tage nach dem (vom Arzt bestimmten) ET per KS zur Welt, nachdem ab Tag 13 gnadenlos im 5-Stunden-Rhythmus eingeleitet wurde war ich so fertig mit der Welt daß ich gar nicht mehr in der Lage war auf natürlichem Wege zu gebären. Auch habe mein Kind nach der OP bereits angezogen das erste Mal in die Arme bekommen. Meine Narbe wurde innerhalb weniger Wochen zu einem hässlichen roten Balken, und das Versagen, nicht mal ein Kind auf die Welt bringen zu können, wog schwer.
    Zweites Kind, andere Klinik, hier "durfte" ich 12 Stunden Wehen haben bevor der vorher durchaus auch in Betracht gezogene KS durchgeführt wurde. Dem Oberarzt vorher das Versprechen abgenommen wenigstens falls es sein muß die hässliche Narbe wegzumachen. Den 2. Sohn nackig in Empfang genommen und ausgiebig gekuschelt.
    Inzwischen sind die Jungs 10 und 8, und ich habe mich damit weitgehend versöhnt. Aber ein bisschen Wehmut über das entgangene Geburtserlebnis bleibt immer glaube ich.

    Ich drücke dir ganz fest die Daumen daß du in diesem vorbestimmten Rahmen trotzdem ein schönes Geburtserlebnis und einen tollen Start hast.
    liebe Grüße
    Ute

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  6. Meine Tocher kam auch per KS zu Welt unter Vollnarkose. Ich hatte keinerlei Wehen, war fast 1 Woche über dem ET. Ich wollte "normal" entbinden, am Abend war nochmal eine Untersuchung, am Wehenschreiber keine einziger Ausschlag, beim Ultraschall wurde mir gesagt, das Kind ist recht groß und über 4000gr schwer (es wurde noch erwähnt das ich ja nicht die Größte bin und etc.pp.), die Fruchtwassermenge ist sehr kritisch, man würde morgen die Geburt einleiten. Ich hatte Angst, ich war seit 3 Tagen im KH, am Wochenende davor einmal um nach der Wehentätigkeit zu schauen, da ich über dem Termin war. Ich habe in der Zeit 3 Notkaiserschnitte miterlebt, war 22 Jahre jung und überausempfänglich für Kopfkino. Ich habe im Bruchteil einer Sekunde entschieden und gesagt, das ich mir und dem Kind den Streß ersparen möchte und einen KS möchte. Der wurde auch morgens um 8 gemacht. Mein Fruchtwasser war grün, meine Tocher lag fast 1 Woche auf der Intensistation, da sie sich eine Infektion von dem Fruchtwasser zugezogen hatte. Im nachhinein stellte sich herraus, das meine Gebärmutter überdehnt war und nicht in der Lage war Wehen zu produzieren. Mein Arzt sagte, mit viel Pech wäre es eine Totgeburt geworden. Ich bin heute noch froh, das ich mich richtig entschieden habe!

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  7. Puh, das sind ja heftige Geschichten. Wieviel Stärke gehört dazu, solche Grenzsituationen zu überstehen und zu verarbeiten! Ich bin ja bei dem Thema eine absolut Außenstehende und will jetzt nicht auch schon wieder Wertungen reinbringen: aber wie bekloppt muss man sein, Müttern den KS "vorzuwerfen". Ich finde die #selbstgeboren-Debatte schlimm, richtig schlimm.

    (Es führt jetzt vielleicht zu weit und nur aus meiner Literatur-/Kulturwissenschaftlerinnen-Perspektive interessant, aber: zur Tradition der Geburtshilfe in D im Vergleich zu anderen Ländern wurde schon geforscht. Es ist eine sehr deutsche Auffassung die Geburt solle absolut "natürlich" verlaufen. Das führte z. B. dazu, dass in D an die Schmerzbehandlung von Gebärenden kaum Gedanken verschwendet wurden, zum Teil sogar im Gegenteil - die Geburt müsse schmerzhaft sein, jede Betäubung sei nur "Verweichlichung" etc. Während in anderen Ländern, z. B. in Frankreich geforscht wurde, was die moderne Medizin da machen kann, hieß es in D in den 1920er/30er Jahren, die deutsche Frau müsse das eben aushalten, begründet mit Charakterbildung, weiblichem Heldentum etc. - so in dem Stil. Es gibt da unglaubliche Texte von deutschen Ärzten, da wird einem schlecht.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeiteten die Ärzte in den Geburtsstationen in Westdeutschland bruchlos weiter, und auch an den Universitäten in der Ausbildung waren dieselben Professoren tätig wie früher, die von ihrer alten Lehrmeinung nicht wirklich abwichen.

    Ich glaube das Fazit der Studie, die ich gelesen habe, war, dass D erst im Lauf der 70er Jahre was den Stand der Schmerzbehandlung während der Geburt betrifft, langsam auf das westeuropäische Niveau kam, mit einer neuen Ärztegeneration.

    Und - lange Rede kurzer Sinn - so eine tief verwurzelte Überzeugung, die "natürliche" Geburt sei überhaupt das einzig wahre löst sich ja trotzdem nicht von heute auf morgen in Luft auf. Besonders da wir Deutschen ja sowieso solche Verfechter des "Natürlichen" in jeder Lebenslage sind. Ich finde es daher sehr plausibel, dass das Thema KS oder natürliche Geburt in Frankreich überhaupt nicht so ein Thema ist und man das ganze Thema wesentlich unideologischer betrachtet.)

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  8. Danke ♡... so viele Parallelen zu meinen Geburtsgeschichten... ich denke, ich muss auch darüber bloggen...
    Du hast sehr gut in Worte gefasst, dass Kaiserschnitt-Mütter durchaus harte Arbeit leisten, das tat gut.
    Direkt nach den Geburten habe auch ich mir, noch verstärkt durch leicht abwertende Kommentare in der Stillgruppe, viele Gedanken gemacht, doch zum Glück verschwanden sie wieder und heute, die Kids sind 15 und knapp 13, könnte ich mir manchmal für diese anfänglichen Selbstzweifel in den Hintern treten... ich merke schon, ich sollte auch bloggen, da will viel aus mir raus zu diesem Thema #selbstgeboren...

    Ich wünsche Dir einen wunderschönen Sonn(en)tag und alles Gute für Deine dritte Geburt...

    Gina 😊

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  9. *drück* wunderbar geschrieben. Ich wünsche Dir für Nr. 3 alles Gute!
    sei lieb gegrüsst
    anja

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  10. Ich habe auch so viele Frauen in meiner Umgebung, die per KS entbunden haben und mehr oder weniger damit gehadert haben, teilweise haben sie sich richtig lange mit schlechtem Gewissen geplagt.
    Deine Geburtsberichte haben mich sehr berührt und alle möglichen Erinnerungen aktiviert.
    Ich habe meine beiden Kinder in einer großen Klinik mit Kinderklinik und angeschlossener Kinderintensivstation entbunden - Ich bin in jeder Richtung sehr phantasievoll, kann mir alles vorstellen.....und bin von Berufs wegen etwas "geschädigt". Außerdem ist unserer erste Tochter im 5. Schwangerschaftsmonat gestorben, da habe ich auch lange Schuldgefühle gehabt, also ich wollte nichts falsch machen. Sowohl ein Geburtshaus wie auch ein Belegkrankenhaus schieden aus.
    Bei unserer Tochter hat es lange gedauert, Geburtsstillstand, Wehentropf, "Äpfelschütteln", Herztöne schlechter, stellte sich auch die Frage KS, aber sie "hing" schon zu tief, also haben sich mehrere Menschen auf meinen Bauch geworfen, Riesenschnitt, Zange.......Baby kam zum Papa, musste dann aber eine Zeit Sauerstoff kriegen und ich wurde ewig genäht. Auch da hatte ichein schlechtes Gewissen, da ich meiner Tochter gerne eine so dramatische Geburt erspart hätte, ich hatte sogar Gedanken, dass ein KS für sie schonender gewesen wäre.
    Mein Sohn kam dafür rasant, fast zu schnell, was mir für einige Zeit danach erhebliche Beckenbodenprobleme bescherte.....
    Aber Beide kamen letztlich heil und gesund an.
    Ich danke Dir sehr für Deinen Beitrag.
    Und ich wünsche Dir weiterhin eine wunderbare Schwangerschaft und eine tolle Geburt.
    Herzliche Grüße
    Sabine

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  11. Ich habe drei Kinder "natürlich" bekommen - jede Entbindung war völlig anders und ich weiß nun, dass es keine "leichte" Entbindung gibt - egal ob mit Kaiserschnitt oder ohne. Jede Mutter erkämpft sich ihr Kind und geht buchstäblich durch das Tal des Todes auf dem Weg dahin. Ich verstehe wirklich nicht, wie manche Mütter glauben können, sie wären besser, nur weil sie eben Glück hatten. Ich glaube auch, dass es fast ausschließlich Glück ist, wie die Kinder auf die Welt kommen - und ich hatte eben dreimal Glück, wobei man (wie du es auch gut beschrieben hast) nicht außer Acht lassen darf, wie es der Mutter nachher geht. Ich hatte danach 2x eine postpartale Depression, und an der letzten Entbindung knabbere ich immer noch... obwohl eine "Traumgeburt" von wenigen Stunden. Jede Mutter sollte sich einfach nur großartig fühlen, dass sie ein Kind auf die Welt gebracht hat!
    Alles liebe für deine nächste Entbindung! Nina.

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  12. Danke für deinen persönlichen und ehrlichen Bericht. Ich kann immer nur meinen Respekt für all diejenigen aussprechen, die zum Wohle des Kindes in solch einer Ausnahmesituation von einer Wunschvorstellung abrücken und sich für einen KS "entscheiden". Wie du schreibst kann die entscheidende Zeit nach der Geburt dann trotzdem innig und wunderschön sein. Das wünsche ich dir/euch -neben einem unkomplizierten KS- sehr für die dritte Geburt.

    LG
    Wiebke

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  13. Sooo viele Reaktionen auf ein Thema, dass viele sehr berührt. Ich bin zweifache Kaiserschnitt-Mama. Der erste war ungeplant und grässlich. Völlig entkräftet bekam ich irgendwann Wehenhemmer, die allerdings nicht wirkten. Und meine Hebamme erklärte mehrfach durch die Blume, dass ich mich nicht so anstellen soll, ich hätte doch nun ein Medikament gegen die Schmerzen bekommen. Bis sie dann irgendwann feststellte, das der Wehenhemmer wunderschön meine Hand aufs doppelte hatte schwellen lassen...kleiner Fehler der Hebamme :-(. Das Kind war riesig, 4.400 g und 53 cm. Da hatte ich mit meinen 1,58 m schlechte Karten. Das grösste Drame für mich war allerdings, dass ich nicht Stillen konnte. Letztlich lag es wahrscheinlich daran, dass ich mich selbst zu sehr unter Druck setzte. Als das Baby immer mehr an Gewicht verlor, haben wir uns entschieden zuzufüttern....
    Ein paar Monate später war das zweite Kind unterwegs. Weil beide Kinder nur 13 Monate auseinander waren, entschlossen wir uns diesmal (nach vielen Stunden mit Diskussionen) für einen geplanten Kaiserschnitt. Er hat uns das Leben gerettet. Ich hatte eine gedeckte Uterusruptur, die Ärztin sagte mir noch während der OP, dass ich dem lieben Gott danken soll für soviel Glück. Wehen in dieser Situation hätten wir beide vermutlich nicht überlebt. Seit diesem Tag habe ich mit dem Thema Kaiserschnitt meinen Frieden geschlossen. Allerdings nicht mit den Krankenhäusern und dem Personal dort...Denn diesmal wollte ich unbedingt stillen. Leider fanden die Kinderärzte den Blutzuckerspiegel des Säuglings bedenklich und gaben ihm, ungefragt, eine Flasche. Damit war dann das Thema Stillen auch wieder so gut wie gegessen. Es klappte zwar besser als beim ersten Mal. Aber die Menge reichte einfach nicht. Damit hadere ich immer noch. Aber nie, nie wieder kommt mir der Gedanke, dass der KS ein Fehler war. Er hat uns das Leben gerettet! Ich wünsche Euch alles, alles Gute und eine wunderschöne Schwangerschaft!!!
    Gruss, Heike

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  14. Liebe Katharina!

    Puh, ein schwieriges Thema, welches du hier aufgreifst!
    Und doch so wichtig, denn wie viele Frauen lügen sich in die eigene Tasche, wenn sie behaupten, alles wäre ja so toll gewesen?

    Bei mir waren es drei Geburten, die erste eine Not-Sectio, weil die Herztöne total abgedreht sind. Ehrlich gestanden war ich einfach nur froh, als der Arzt um die Ecke kam und sagte "Was ist hier los?". Mein erster Gedanke war "Super, Kaiserschnitt und dann ist es endlich überstanden". Ich habe von Anfang an nicht damit gehadert.

    Beim zweiten Kind habe ich es wieder auf natürlichem Wege versucht. Das hat soweit geklappt. Wenn man denn bei Saugglocke und einer auf dem eigenen Bauch liegenden und drückenden Ärztin von "natürlich" sprechen möchte.
    Diese Geburt war in meinen Augen so "gewalttätig", dass ich ca. 6 Wochen lang Schmerzmittel geschluckt habe (keine Sorge, ich habe nicht gestillt) und davon 4 Wochen quasi nicht ohne Schmerzen aufrecht stehen, geschweige denn sitzen konnte.

    Somit war die dritte Geburt dann ein geplanter Kaiserschnitt, ich war entspannt und mein drittes Kind war das deutlich entspannteste nach der Geburt.

    Wir sind fertig mit der Familienplanung, aber ich würde mich immer wieder für einen geplanten Kaiserschnitt entscheiden.

    Und ich finde, das ist auch mein gutes Recht. Bei den ersten beiden Kinder mussten wir um das Leben der Kinder fürchten. Nach sehr entspannten Schwangerschaften ohne jegliche Komplikationen ist das der blanke Horror.
    Ich finde, es sollte sich mal jeder um sich kümmern.

    Kinder kriegen ist kein Wettbewerb, und die Entwicklung der Kinder auch nicht.
    Dieses ewige Wetteifern von überambitionierten Müttern geht mit voll auf den Senkel.

    Ich wünsche dir und deinem Mini auf jeden Fall von Herzen das Allerbeste!

    Liebe Grüße,
    BuxSen

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  15. Hallo Katharina,
    ich finde es toll, dass du das Thema KS ansprichst. In meinem Vorbereitungskurs war eine Mutti die vorher schon wusste dass es ein KS wird weil das Kind in Steißlage lag, sie war total enttäuscht. (Ich hab zwar beide Kinder "normal" entbunden - dachte aber spätestens beim 2.Mal, dass ein KS eine tolle Sache sein muss!!!!)
    Eine riesige Narbe ist natürlich sehr fies, aber ein Dammschnitt ist auch nicht soooo toll. Ich denke, dass in einem solchen Moment jeder einfach nur an sein Kind denkt, und das ist doch auch das Wichtigste: dass der Zwerg wohlbehalten und gesund auf die Welt kommt - egal wie!!!
    Ich wünsch euch alles Gute
    LG Ute

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  16. Ich wünsch dir alles, alles Gute für den dritten KS.
    Hier sind es auch drei Kinder, geboren mit 3 KS, die alle drei sehr unterschiedlich verliefen.
    Du sprichst mir in vielem aus der Seele, und ich ärgere mich sehr über "Hashtag selbstgeboren". Und noch viel mehr über den Reflex, mich wieder rechtfertigen zu wollen für die Kaiserschnitte, die ich nicht wollte und trotzdem alle hatte. Versöhnt bin ich nur fast - Geburten zweiter Klasse, das trifft es wohl.
    Als kleiner Trost: der dritte war hier auch geplant, er verheilte am schnellsten von allen und die Narbe sieht besser aus, als nach Schnitt eins und zwei. An Tag 5 konnte ich kleine Strecken laufen und das Kind im Tuch schon tragen.
    Alles Gute für euch und viele Grüße
    Paula

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  17. Ich hatte 19 Stunden Wehen und kann keinem verübeln einen KS zu haben. Ich hatte schon die Flinte ins Korn geworfen und nur der erfahrenen Hebamme (die mich übrigens am Anfang aufgenommen hat und dann nach 2 Schichtwechseln wiederkam und meinte: Ah, ich hatte mir schon gedacht, dass sie noch da sein) ist es zu "verdanken", dass es dann doch noch natürlich war. Aber danach war ich kurz vor der Bluttranfusion, weil ich so viel Blut noch verlor und nicht aufhörte mit dem Bluten....

    Ich würde nie im Leben jemanden zu verurteilen, der einen KS hatte, sei es ein Wunsch-KS oder ein Not-KS. Alleine die Idee finde ich schon schwachsinnig - soll doch bitte jeder wie er muss/möchte. Das gleiche Thema ist doch auch Stillen, ich fand es toll, praktisch, aber auch ohne Ende schmerzhaft, weil meine Brustwarzen einfach nicht dafür gemacht sind. :(

    Also: jeder bitte so wie er denkt.

    Und Dir alles Gute für Deine dritte Geburt! Ich drücke die Daumen!!!

    LG, Kirsten

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  18. Danke für deine offenen Worte, sie haben mich sehr berührt!

    Ich habe meinen Sohn mit ungeplantem Kaiserschnitt geboren und wäre dass nicht so gewesen, gäbe es mich oder meinen Sohn oder uns beide nicht mehr. Meine Tochter (Hausgeburt) wäre auch nie geboren worden...Beide Geburten waren ein großes Glück,! Dennoch habe ich mit der Kaiserschnittgeburt sehr gehadert und habe mich ganz intensiv mit deren Verarbeitung beschäftigt. Es gibt ein wunderbar unideologisches Buch zum Thema Kaiserschnitt: "Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht" Fotobuch, Wegweiser und Erfahrungsschatz aus Sicht von Müttern und geburtshilflichen ExpertInnen, Verlag edition riedenburg, Salzburg 2007 Ich kann es nur wärmsten empfehlen!

    Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute!!

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  19. Liebe Katharina , als ich Deinen Text zum ersten Mal las gab es noch keinen Kommentar dazu . Ich war von Deiner Geschichte derart berührt , und über dieses dämliche # selbstgeboren so erzürnt , dass ich keine Worte formulieren konnte - ich schlich mich sozusagen sprachlos weg ... nun haben all die anderen das gesagt , was ich hätte sagen wollen . Ich wünsche Dir / Euch eine gute Zeit über die noch verbleibenden Monate , und wie vor mir schon jemand sagte , jede Frau sollte sich einfach nur grossartig fühlen ein Kind empfangen und getragen zu haben, und es letztendlich so sicher wie möglich auf die Welt gebracht zu haben !
    liebe Grüsse Dodo

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  20. Meine Zwillingstöchter kamen vor 18 Jahren per ungeplantem KS zur Welt, mein Sohn 3 Jahre später spontan. Mein Gefühl ist bis heute: von den Mädchen wurde ich entbunden, bei der Geburt war ich nicht dabei (Vollnarkose). Den Sohn habe ich geboren und das war das schönste Erlebnis meines Lebens. Trotzdem habe ich nur kurz mit dem KS gehadert, denn ohne gäbe es uns alle vier nicht (mehr).
    Dir alles Gute für die 3. Geburt!
    Schönen Abend, Margot

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  21. Von der Diskussion habe ich gar nichts mitbekommen und sie würde mir auch sonstwo vorbeigehen, selbst wenn ich frisch egel wie entbunden hätte. Bei mir war es zwar kein KS aber jede Menge anderes medizinisches Brimborium inkl. wie bei dir ewiger Wehenzeit und Unterdruck-PDA (konnte erst mit einem Blutpatch eine Woche später wieder schmerzfrei sein, musste vorher aber 24h rooming-in bewerkstelligen).
    Von der "Naturentbindungszene" kenne ich vielleicht nicht genug Leute, um es einschätzen zu können, aber ich finde wirklich, auch nur eine Sekunde Hadern ist schon übertrieben. Wie Lucy schreibt, man muss nur kurz über die Grenze nach Frankreich fahren, und die Welt ist wieder normal. Da versteht auch keiner, wieso man sich nicht sofort einePDA legen lässt. Könnte man ja auch mal beim Zahnarztz sagen: Nein danke, keine Spritze, will mal die "Urgewalt" der Schmerzen spüren.
    Alles Gute für Dich!

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  22. Ich möchte auch meinen Senf dazu geben. Mein Sohn kam vor drei Jahren per geplantem Kaiserschnitt zur Welt. Eine medizinische Indikation lag vor. Man hat mir die Wahl gelassen, ob ich's auf normalem Wege versuchen möchte oder nicht. Die Chance war 50/50 das es klappt. Die 50 % wenn es nicht klappt hätten allerdings bedeutet, dass ich mein Leben lang mit den Folgen zu kämpfen gehabt hätte. Es handelte sich um eine schwere Symphysenlockerung mit Risiko dem Riss der knorpeligen Symphyse. Das hätte bedeutet, für den Rest des Lebens Schmerzen zu haben beim gehen, sitzen, laufen usw. Nein danke. Ich habe mich für den Kaiserschnitt entschieden.
    Auch mein zweites Kind wird in circa vier Wochen per geplanten Kaiserschnitt zur Welt kommen. Inzwischen bin ich leider schwerwiegend chronisch erkrankt (ich oute mich jetzt) an Multiple Sklerose. Mein Körper kann einfach nicht mehr so wie er möchte. Meine Muskeln (die ich zum pressen brauche) machen einfach nicht mehr so mit. Ich habe mich in Absprache mit meinen Ärzten für den Kaiserschnitt entschieden.
    Ich finde es furchtbar, wie Frauen ein schlechtes Gewissen gemacht wird. Und das von anderen Frauen. Wie schrecklich vermessen. Man hat nicht mehr geleistet oder ist mehr wert, weil man sein Kind natürlich geboren hat. In vielen Fällen hatte man einfach Glück. Die Anatomie stimmte, das Kind lag richtig, die richtigen Ärzte und Hebamme zur richtigen Zeit usw.
    Was bedeutet denn bitteschön Leistung? Hat man besonders viel geleistet weil man sein Kind normal gebären konnte? Derjenige hat etwas geleistet, der sein Kind zu einem guten Menschen erzieht, es liebevoll behandelt, es glücklich macht und einfach die oft schwierigen ersten Monate übersteht. Was ist mit allen allein erziehenden, die alles alleine schaffen, mit Müttern, die drei Jahre lang kaum eine Nacht schlafen weil sie ein Schrei Kind haben usw. ?
    Einfach furchtbar diese Diskussion. Schämen sollten sich die Frauen, die sich über andere Stellen!!!
    Katrin


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  23. Ich bin froh, dass die Medizin schon so fortschrittlich, denn sonst würden ich und meine Tochter nicht mehr leben. In der 32. Woche platzte meine Gebärmutter (ja, sowas gibt's) und alles danach war nur mehr noch ein Wunder. Dass mein Mann früher heimkam, dass die Rettung sofort da war, dass die Ärztin nicht lang gefackelt hat und meinen Bauch aufschnitt. Nur Minuten später und meine Kleine wäre in meinem Blut ertrunken. Und das größte Wunder überhaupt, mein Kind ist nicht behindert. Im Gegenteil, sie ist das gesündeste Kind überhaupt, hat die wenigsten Fehlstunden in der Schule und ist eine tolle Sportlerin. Sie wird mein einziges Kind bleiben. Ich habe nichts falsch gemacht und bin unendlich dankbar, dass es so gut ausging.
    Mutter sein definiert sich nicht, wie man zu seinem Kind kommt, sondern wie man den Rest seines Lebens mit ihm umgeht.
    Ich wünsche dir alles Gute!
    LG
    Petra

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  24. Liebe Katharina,

    vielen Dank für Deinen Bericht!

    Mir ging es ähnlich. Beim ersten Kind wurde ich nach 30 Stunden Wehen, davon 6 Stunden Presswehen per Kaiserschnitt erlöst. Ich war zu diesem Zeitpunkt seit 50 Stunden wach. Ich war enttäuscht und erleichtert zugleich. Das Problem war, dass ich keine Kraft mehr hatte. Ich war so müde, dass ich sogar unter Presswehen eingeschlafen bin. Der MM war komplett offen, aber das Kind hat die Drehung im Becken nicht geschafft, obwohl ich alle möglichen Verrenkungen gemacht habe und das KH-Personal auch alles von außen und innen versucht hat. Der Kaiserschnitt wurde noch einmal verzögert, weil ein Notkaiserschnitt einer Zwillingsgebärenden dazwischenkam. Na klar lasse ich drei Menschen den Vortritt, wenn deren Leben daran hängt.
    Spinalanästhesie, Kaiserschnitt und auch das Stillen, hat dann alles gut geklappt.

    Drei Jahre später bei der zweiten Geburt wollte ich es aber doch noch einmal "normal" versuchen. Im Vorgespräch im KH hatte ich gesagt, dass ich für alles offen bin und wir dann spontan entscheiden, ob ich eine PDA oder so bekomme. Mir war nur wichtig, dass ich bei der Geburt nicht auf dem Rücken liegen will, weil ich eine Symphysenlockerung hatte. Das habe ich auch deutlich gesagt. Als es soweit war, lief auch erst alles gut. Eröffnungsphase war ganz normal, bei der letzten Eröffnungswehe kam der Blasensprung. Dann musste ich einen elend langen Gang zum Kreißsaal laufen, das war wegen meiner Symphyse die reine Folter. Im Kreißsaal habe ich kurz nicht aufgepasst und fand mich plötzlich in Rückenlage auf dem Gebärbett. Ich habe mich gewehrt und wollte runter, wollte stehen, knien, hocken, egal, nur nicht auf dem Rücken liegen. Aber das KH-Personal wollte gern rückenfreundlich arbeiten und ließ mich nicht. Wegen der Symphyse habe ich mich bei den Presswehen automatisch ins Hohlkreuz gebogen und die Knie zusammen gedrückt. Dafür wurde ich vom Personal beschimpft. Sie haben mich dann festgehalten, meine Beine auseinander gezogen und den Kopf nach vorn gedrückt, sodass das Baby mit solcher Gewalt aus mir heraus gerutscht ist, dass es mich rundum zerrissen hat (links, rechts, unten und innen). Es fühlte sich an, als würde man mir die Wirbelsäule aus dem Leib reißen. Nein, darauf hätte ich gern verzichtet. Und diese Wunden und das Nähen waren definitiv schlimmer als der Kaiserschnitt damals. Diese Geburt war weder sanft noch selbstbestimmt, sondern nur übel. Braucht kein Mensch!

    Vor einem halben Jahr dann, also zweieinhalb Jahre nach dieser Geburt, hat mir dann meine (neue) Ärztin gesagt, dass die Narbe in meiner Gebärmutter wahrscheinlich damals leicht gerissen ist. Jedenfalls ist das Gewebe da nur 4 mm dünn und ich sollte definitiv keine Kinder mehr bekommen.

    Also, ganz ehrlich, könnte ich die Zeit noch einmal zurück drehen, hätte ich lieber zwei Kaiserschnitte gehabt und jetzt die Chance auf noch mehr Kinder. Zwar habe ich auch Verwachsungen im Bauchmuskelgewebe, die mir Probleme bereiten, aber das ist zu verschmerzen.

    Ich hadere nicht mehr mit mir selber. Manches war Schicksal, manches lag am Personal. Aber das sind auch nur Menschen, die beide Male im Akkord Babys auf die Welt geholt haben, weil gerade so viele auf einmal kamen. Ich bin traurig, dass ich nicht mehr schwanger werden darf. Aber es ist halt so und so muss ich diese Entscheidung wenigstens nicht treffen. Ich bin dankbar für meine zwei gesunden Kinder und genieße die Zeit mit ihnen.

    Ich wünsche Dir alles Gute!

    Liebe Grüße,
    Henriette

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  25. Liebe Katharina! Mit TRänen in den Augen habe ich deinen Post gelesen, nein verschlungen, und du hast mir mit so vielem direkt aus der Seele geschrieben! Ich habe auch beide Töchter per KS entbinden lassen müssen, habe es ebenfalls beide Male bis zur absoluten Erschöpfung versucht "spontan" gelingen zu lassen und habe auch erst nach dem zweiten mit diesem Thema dank liebevollen Personals und guter Umgebung abschließen können.
    Es hat einfach nicht sollen sein, beide Kinder haben es nicht geschafft, sich durchs Becken zu schieben, scheinbar ist es tatsächlich zu eng!!! Mein Problem war immer, dass ich mir nach intensiver Recherche nicht vorstellen konnte, dass ein soooo seltener Fall (absolutes Kopf-Becken-Missverhältnis) ausgerechnet in meinem Leben zum Tragen kommt... So kann es gehen.
    Ich danke dir von Herzen für diesen Post und wünsche dir alles erdenklich gute für die dritte Geburt und für deine Kinder!!!
    Liebe Grüße, Maria

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  26. Ich habe den Text erst heute bewusst gelesen. Ich kann das nicht immer wenn es gepostet wird, manchmal braucht es Zeit. Überflogen, mich immer wieder daran erinnert.
    Dreimal "selbstgeboren" sozusagen. Nie käme ich auf die Idee eine Sectio, sorry Kaiserschnitt abzuwerten. Sicherlich bringt das mein Beruf mit sich, als Krankenschwester auch einmal in einer Frauenklinik gearbeitet zu haben, allerdings auf der Seite der Anästhesisten, als Fachkrankenschwester im Anästhesiebereich sozusagen. Ich habe gesehen, wie Kaiserschnitte mit PDA durchgeführt wurden, habe gesehen wo es schnell gehen mußte, habe gesehen wie die Kinder kamen, wie die Väter oft die ersten waren wenn die Mutter noch "schlief". Aber auch die Mütter mit PDA, die ihre Kinder gleich sehen durften, bzw. eher konnten. Und man vergesse nicht, ein Operationssaal ist kein schöner Kreissaal.
    Nichts desto trotz, sind diese wie auch diese Kinder geboren. Da gibt es keinen Unterschied. Hilfe dort, wo Hilfe benötigt wird.
    Ich hatte Glück, beim 1. Kind den Klinikaufenthalt zwar problemlos aber äußerst ätzend in Erinnerung zu haben. Meine beiden anderen Kinder habe ich z.H. geboren. Und nein, ich hatte keine Angst. Und nein, wir waren nicht leichtsinnig. Und ja, ich war glücklich damit. Empfehlen würde ich das nicht, denn das muß jede für sich entscheiden. Und jede Entscheidung die man in Momenten trifft ist jeweils die richtige Entscheidung. Ob sie falsch war, weiß man erst immer hinterher. Oder wer trifft schon bewusst falsche Entscheidungen?
    Danke für diesen Bericht, zudem dir ja in gar nciht allzu langer Zeit wieder vor einer Geburt stehst.
    Denke daran, du wirst die richtige Entscheidung treffen. Auch wenn man evtl. gar keine Wahl hat.
    lg monika

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  27. Herrje - das tut mir richtig leid, dass Du bei Deinen ersten beiden Geburten solche Dinge erleben musstest. Dass Frauen, die mit Kaiserschnitt entbinden, Mütter 2. Klasse sind, auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen. Denn es ist natürlich genau, wie Du sagst: reine Glücksache, ob man eine Spontangeburt erlebt, oder es zu Problemen kommt und mit Sectio nachgeholfen werden muss. Froh sein sollte man, dass es diese Möglichkeit heute gibt - früher sind viele Frauen mangels Kaiserschnitt bei der Geburt gestorben - Demütig angesichts des eigenen Glücks, wenn alles glatt geht und ohne großes medizinisches Zutun ein Kind geboren werden kann.
    Nur wenn Frauen aus Angst vor den Schmerzen bei einer Spontangeburt, oder weil sie fürchten, es könnte zu anstrengend sein, sich ohne jegliche medizinische Indikation zu einem geplanten Kaiserschnitt entscheiden, das kann ich nicht so ganz nachvollziehen.
    Dennoch würde ich auch hier nicht auf die Idee kommen, diese Frauen wären keine "richtigen" Mütter. Sie nehmen sich in meinen Augen selbst etwas, was andere Frauen gern durchleben würden, hätten sie die Wahl. Deshalb verstehe ich diese Entscheidung nicht.
    Dass Deine dritte Enbindung nun einigermaßen glatt gegangen ist und Du Dich wieder erholt hast und bereits wieder am Nähen bist, freut mich für Dich, bzw. für Euch. Herzlichen Glückwunsch übrigens noch zum Söhnchen - nun habt Ihr endgültig die 3 Musketiere komplett! Weiterhin alles Gute!

    Herzlichst
    Heike

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