8.2.08

Ich zeig Euch mal was





Vor einigen Tagen hat sich ein kleiner Traum für mich erfüllt, ich habe endlich eine Barockoboe bekommen! Was das ist und warum ich das haben wollte, schreibe ich weiter unten, hier nur erst mal meine erste Tasche für die Süsse. Ich habe sie gebraucht bekommen und es war keine Hülle oder ähnliches dabei, mir wurde gesagt das müsse man sich selber nähen (!!). Also nix wie ran, das ist jetzt mein Prototyp. Er ist mit Fleece als Einlage gefüttert und hat eine kleine Reissverschlußtasche im Überschlag. Die Taschen, die ich bisher für die Art von Instrumenten gesehen habe, waren von der Form her ähnlich, aber z.T. ganz ohne Verschluß. Andere werden mit den Bändern umwickelt und zugebunden. Da lob ich mir doch den guten alten Klettverschluß! Diese Tasche bekommt jemand geschenkt, der mir bei der Suche nach dem Instrument sehr geholfen hat (gar nicht so einfach, was für Männer zu "designen"). Zur Zeit ist noch meine Oboe drin, aber die Stoffe für meine habe ich schon ausgesucht, die sieht dann ein bisschen mehr nach "für Mädchen" aus.
Eine Barockoboe ist ein Instrument, daß gebaut wird wie die Instrumente, die man im Barock (also so grob zu Lebzeiten von J.S. Bach 1685-1750) gespielt hat. D.h. es hat fast keine Klappen, sieht also ein bisschen aus wie eine Blockflöte und steht auf 415Hertz, das ist etwa einen Halbton tiefer als die modernen Instrumente (Woraus resultiert, daß beide Formen von Instrumenten nicht miteinander spielen können, die historischen bleiben unter sich und die modernen auch). Die Instrumente werden als Kopien von erhaltenen Instrumenten aus der Barockzeit gefertigt. Meine ist eine Stanesby-Kopie, also wohl englisch. Die heutigen Instrumente sehen so aus, weiter unten ist auch noch eine Barockoboe zu sehen. Man kann sagen, daß man mit der Barockoboe eine Art Urform der Oboe vor sich hat, auch so ein Instrument hat ja eine Entwicklungsgeschichte. So kamen im Laufe der Jahre eben immer mehr Klappen hinzu, das Holz wurde dicker, die Bohrung anders. Der Unterschied zwischen beiden Instrumenten ist riesig! So kann ich als ausgebildete moderne Oboistin auf einer Barockoboe gar nicht spielen. Zum einen sind es ganz andere Griffe (eben ähnlich denen der Blockflöte) zum anderen sind die Rohre (Mundstücke), die man als Oboist selber baut, ganz anders. Mal abgesehen vom Spielgefühl und der Intonation (Tonhöhe). Das bedeutet jetzt also erst mal ein ganzes Stück Arbeit! Als ich das erste mal reingeblasen habe hat es dauernd gequietscht, manche Töne rauschen, andere quäken, es ist echt sehr urig. Ohne Unterricht kriegt man das glaub ich nicht hin, zumal die unterschiedlichen Modelle noch so ihre Eigenheiten haben, ich muß auch jemanden finden, der das selbe Modell spielt wie ich.
Warum mache ich das eigentlich? Dazu muß man sagen, daß sich in den letzten Jahren eine stetig wachsende Szene gebildet hat, die auf historischen Instrumenten spielt. Inzwischen ist es schon so etabliert, daß kaum noch CDs auf den Markt kommen mit Barockmusik auf modernen Instrumenten. Auch immer mehr Kirchenmusiker führen ihre Bach oder Händel-Oratorien mit Barockorchester auf, so daß die Gelegenheiten ein schönes Weihnachtsoratorium oder so bei einem engagierten Kantor zu spielen echt weniger geworden sind. Und da ich furchtbar gerne Bach spiele, hatte ich schon länger die Idee, es doch wenigstens mal zu versuchen. Die Instrumente sind im Vergleich zu den modernen eher billig, weil ja fast keine Mechanik drauf ist, so daß das finanzielle Risiko nicht sooo groß ist. Wenn ich allerdings gewußt hätte, wie schwierig es sein würde, überhaupt an ein Instrument zu kommen, hätte ich glaub ich schon früher danach geschaut. Aber jetzt habe ich ja diese Oboe und wie hiess es in dem einen Forum "Now the fun begins" (Was heissen soll, jetzt geht die Arbeit los!!).
Hier noch ein paar Hörlinks, bei Amazon kann man in die CDs reinhören:
Der Oboist dieser Aufnahme heisst Marcel Ponseele und hat meine Oboe gebaut (kein Witz, irgendwie sind die meisten Barockoboenbauer selber berühmte Solisten)
Hier der Solo-Oboist von den Berliner Philharmonikern, Albrecht Mayer auf der modernen Oboe
Hier eine Aufnahme mit historischen Instrumenten
Und das gleiche auf modernen
Das habe ich jetzt auf die Schnelle zusammengesucht, ich hoffe es reicht um mal einen Eindruck zu bekommen.

4 Kommentare:

  1. Das gefällt mir super. Meine Kleine hat zwar keine Oboe, sondern nur eine Flöte. Ich könnte immer verrückt werden, wenn die so im Beutel herumlungert. Hattest Du dafür einen bestimmten Schnitt?

    Viele grüße Ivonn

    AntwortenLöschen
  2. Eine schöne Hülle (würde sich auch für unsere Altflöten gut machen!) und ein noch viel schöneres Instrument!!! Eine Freundin von mir ist Oboistin und ich habe vor ein paar Tagen mit ihr über alte Instrumente gesprochen - nun weiß ich auch, wie alte Oboen aussehen! Viel Spaß beim Spielen, äh Arbeiten?! Bach und WO ist immer klasse und beim Singen kann mir die Stimmung höher oder tiefer auch egal sein! Sonst stelle ich mir das ziemlich kompliziert vor, alle Instrumente passend zusammen zu kriegen.

    LG, Karen

    AntwortenLöschen
  3. Hallo,
    ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschliessen:
    ein wunderschönes Instrument und eine tolle Tasche.
    Auch mich interessiert der Schnitt sehr... bei mir "ruhen" die Flöten
    alle lose im Schrank. Von meiner Tenorflöte aus meiner Kinderzeit (ca. 32 Jahre alt) gibt es natürlich keine Hülle mehr...
    GlG.
    Andrea

    AntwortenLöschen
  4. Hallo, das mit der Tasche ist eine schöne Idee und deinr "Mädchentasche" wird bestimmt auch sehr schön - bin ganz gespannt auf die Bilder...
    Aber dein Bericht über neue und barocke Oboen ist super interessant. Ich finde es immer schön, solche Dinge - nebenbei - zu erfahren. Viel Spaß mit dem Instrument. LG von der "unmusikalischen" Lucie ( Ich kann nur singen... aber leider kein Instrument spielen)

    AntwortenLöschen