Zum Thema Quilten könnte man ganze Bücher verfassen-was ich natürlich nicht vorhabe. Ich versuche, eine Einführung zu geben, die es jedem ermöglicht, ein Ergebnis zu bekommen, mit dem er zufrieden ist und was leicht umzusetzen ist-mit der Maschine. Vom Handquilten können andere besser schreiben, mein erster zu handquiltender Quilt ist ein Langzeit-UFO, deshalb würde ich das auch niemandem empfehlen, der die Decke demnächst benutzen möchte :-)))
Zunächst mal ist zu sagen, daß das Quilten oft unterschätzt wird-was die Wirkung und die Notwendigkeit angeht. Einen Quilt, der mit normalem Patchworkvliess gefüllt wird, MUSS man quilten, sonst klumpt das Vliess beim Waschen zusammen. Die Quiltnähte sind also keine reine Zierde, sondern dienen dazu, die drei Lagen so miteinander zu verbinden, daß eine gleichmässig dicke Decke entsteht, die in sich verfestigt ist. Übrigens schlafen die Amerikaner unter diesen Decken und haben deshalb ein ganz anderes Interesse dran, daß sie kuschlig sind und sich schön anfühlen.
Das schöne am Quilten ist, daß es dem Quilt ein Art dritte Dimension gibt. Die grafische Wirkung der Blöcke wird durch die Linien, die Licht und Schatten bringen und ganz andere Muster haben können u.U. durchbrochen oder unterstützt-wie man es halt mag. Wer mal die Gelegenheit hat eine Ausstellung mit alten Quilts zu besuchen, sollte sich das nicht entgehen lassen, das ist umwerfend was man da an Quiltmustern zu sehen bekommt!
Allerdings ist es schon anstrengend, man sitzt tatsächlich evt. Stunden dran-nur an der Nähmaschine, so lange Nähte hat man sonst nicht. Deshalb muss man dringend immer mal Pausen einlegen und beim Nähen sich gut und bequem hinsetzen: Rücken gerade, Kopf nicht zu tief, Schultern runter, Arme möglichst entspannt. Am Besten den Wecker auf eine halbe Stunde stellen und dann mal aufstehen, Kaffee kochen, Schokolade essen, Katze streicheln oder so.
Auch das Arbeiten an einem so großen Stück Stoff ist ungewohnt, man sollte möglichst viel Platz um die NäMa frei räumen, das wird sonst alles beim Wurscheln vom Tisch gefegt. Man muss je nach Platz unter dem Näharm den Quilt evt. einrollen um ihn unter die Maschine zu kriegen und an einer bestimmten Stelle Nähen zu können.
Ich würde empfehlen, den Anschiebetisch anzubringen, dann kann man den Stoff besser bewegen.
Vor dem Quilten sollte man eine neue, spitze Nadel einsetzen, z.B. eine Quilting-Nadel und passendes Quiltgarn für oben und unten einfädeln. Quiltgarn (unbedingt MASCHINENquiltgarn!) ist reissfester als normales Nähgarn. Ich würde sagen, man kann schon mit normalem Garn quilten, aber dann lieber hochwertiges nehmen, was nicht allzuschnell reisst. Eine Probenaht auf einem Miniquilt, also drei Lagen mit der original-Füllung in der Mitte, zeigen, ob die Nadel ok ist, die Fadenspannung stimmt und keine Stiche ausgelassen werden (das kann auch an der Nadel liegen, dann ein andere ausprobieren)
Das Quilten geschieht nach Möglichkeit auch von der Mitte nach aussen wie das Heften, aber gerade Nähte über den ganzen Quilt würde ich trotzdem vom Rand beginnen. Wer mit geraden Nähten quiltet sollte diese möglichst alle in dieselbe Richtung nähen, sonst gibt es leicht Fältchen. Auch kreuzende Linien sind anfällig für Fältchen, sie lassen sich aber nicht immer vermeiden. Dann halt einfach nicht ärgern, zur Vermeidung kann man den Stoff beim Nähen mit den flachen Händen gut spannen.
Man legt sich das "Feld", auf dem man Nähen will, gerade, spannt den Stoff mit den flachen Händen und näht, soweit man alles glatt gerichtet hat, dann absetzen (Nadel dabei im Stoff lassen), neu richten und wieder nähen. Nie beim Nähen nur eine Hand auf dem Quilt haben, im Freihandmodus hat man sonst sofort einen Ausrutscher in der Naht.
Bei meinem habe ich mich so 10cmweise über die ganze Fläche gearbeitet.
Durch die Größe des Quiltes kann man auch nicht so einfach vor und zurück oder nach rechts und links nähen, wer wilde Muster quilten möchte, muss Freihand nähen, d.h. mit dem Stopffuss und versenktem Transporteur.
Das wäre also die Frage, nähe ich gerade Linien in einer Richtung? Das geht im normalen Nähmodus. Möchte ich Kringel, Stippling, Bögen oder Kreise so wie ich es bei diesem gemacht habe? Dann sollte man Freihandquilten.
Welche Muster kann man leicht ohne viel Vorarbeit quilten?
Wenn man im normalen Nähmodus quilten möchte:
Man braucht Quiltlinien nicht verstecken, ich würde also nicht in-der-Naht Quilten. Das klappt sowieso nicht hundertprozentig und dann sieht man ab und an ein paar verirrte Stiche neben der Naht, ochnee-lieber füsschenbreit daneben, das ist genauso einfach und wirkt schon ganz anders. So kann man an den Blöcken entlang nähen oder am Muster der Blöcke.
Auch sehr gut gehen diagonale Linien von Blockecke zu Blockecke. Dafür immer die Nadel in der Ecke stecken lassen, den Quilt drehen und die nächste Ecke "anpeilen", dann dorthin nähen usw.
Man kann auch Rundungen nähen, bei denen man als Maßstab Nähte nimmt so wie hier.
Oder man näht schlichte gerade Linien über den ganzen Quilt, im Abstand von etwa 5-6cm, ein bisschen unregelmässig wirkt sicher auch interessant.
Hier ist ein Tutorial für ein Gittermuster mithilfe eines Klebestreifens.
Für den Quilt von meinem Tutorial ist es zugegebenermassen gar nicht so einfach, ein fortlaufendes gleichmässiges Muster zu finden, ich habe mal eine Skizze vom Muster gemalt und mit Bleistift dann die evt. Quiltlinien aufgezeichnet, das fiel mir ein:
In beiden Fällen wäre es schon ziemlich weiträumig gequiltet, das liegt an der Größe der Blöcke. Und für die Diagonalen müsste man sich besser die Mitte der Blöcke abmessen, also doch ein bisschen Vorarbeit, hmmm.
Im Freihandmodus:
Man kann alles im Freihandmodus nähen, Kreise und Kringel aber auch vorgezeichnete Muster gehen besser freihand als im Nähmodus. Das freie Führen des Stoffes macht Spaß, man sollte es vielleicht auf einem Stoffrest mal austesten. Man muss bei gleichmässiger Geschwindigkeit den Stoff gleichmässig schnell führen um halbwegs gleichlange Stiche zu bekommen. Und immer beide Hände auf dem Quilt...Nähen ohne Muster geht am besten in schnellem Tempo.
Die Amerikaner lieben das Stippling, das sind relativ enge, mäanderartige freigeführte Nähte die man felderweise über den ganzen Quilt näht, bei crazy mom quilts gibt es ein Video dazu (der Blog ist ein Eldorado für alle die sich für Quilten interessieren!!). Um einen Eindruck von fertigen, gestippelten Quilts zu bekommen, gebt mal "stippling" bei Flickr ein.
Für meinen eigenen Quilt habe ich mir folgendes ausgedacht:
Ich habe drei Teile aus meinem Küchenschrank genommen, das größte ist ein Kuchenteller, die anderen zwei Schüsselchen sind gleichmässig kleiner. Zuerst habe ich mit dem Kuchenteller unregelmässig verteilte Kreise auf dem ganzen Quilt gemalt (ein wasserlöslicher Filzstift aus dem Kurzwarenbedarf ist dafür echt ein Segen), die Zwischenräume sollten dabei kleiner sein als der Teller selber. Danach habe ich das zweitgrößte Tellerchen genommen und an die Tellerkreise anstossend weitere Kreise gemalt und zwar soviel ich noch drauf bekommen habe, immer mit mindestens einem anderen Kreis in Kontakt (nur anstossen, nicht überschneiden). Zuletzt in die verbleibenden Lücken Kreise mit dem kleinsten Schüsselchen malen. Inspiriert wurde ich durch den Stoff dieser Tasche, das war mal Ikea-Bettwäsche.
Gequiltet habe ich im immer an den Linien entlang aber (fast) nie um die Kreise rum sondern bei jedem neuen Kreis wieder zurück (also wie wenn man bei der Tasche die Form der weissen Felder nähen würde.) Das ging nur bei recht langsamen Tempo und dauerte dadurch entsprechend. Aber das Ergebnis gefällt mir gut, auch wenn ein paar Ausrutscher dabei sind, wie man unschwer erkennen kann.
Für weitere Inspirationen solltet ihr mal z.B. bei Flickr.com "quilting" als Suchbegriff eingeben.
Viel Spaß beim Nacharbeiten-ich hoffe es ist hilfreich. Der nächste Tutorial-Teil handelt vom Binding, also der Kanteneinfassung.
Danke für's Erklären! Ich bin schon sehr gespannt auf die fertige Decke und es festigt sich der Wunsch, auch sowas haben zu wollen...
AntwortenLöschenDas sieht wirklich super aus. Bin mir nur nicht sicher, ob ich dafür die Geduld habe ;-)
AntwortenLöschenDeine Serie ist sehr sehr hilfreich! Danke, dass du dir die Arbeit machst. Ich hab bisher nur mit der Hand gequiltet (nur im Winter, da kann man dann gemütlich unter der zu quiltenden Decke auf den Sofa sitzen), aber das dauert, und beim nächsten Mal probiere ich es mit der Maschine aus.
AntwortenLöschenOh, danke für den letzten Teil des Tutorials. Das hat mich wieder aufgebaut, habe nämlich gestern voller Frust einen Frust-Post gemacht.;-))Nun bin ich mit Quilten fertig und nähe zu. Ergebnis ist sicherlich Freitag oder Samstag im Blog.DANKE für die SUPER Anleitung.
AntwortenLöschenSuuuper! Ich liebe dein Tutorial!
AntwortenLöschenVielen Dank dafür.
LG Gabi
wow, toll erklärt, super, dass du dir die Arbeit machst!! ich hab erst einen Quilt gemacht, bin aber total "angefixt" und hab bei dir nun auch noch tolle tipps entdeckt.
AntwortenLöschenDanke nochmal,
lg von Claudia
Danke!
AntwortenLöschenDas sind echt mal Tips aus der Praxis. Nähtisch freiräumen, an Pausen denken, die Nährichtung beachten- ich komme mír vor wie ein Nähanfänger.
Wnn ich das lese, ist alles sonnenklar- aber ob ich dran gedacht hätte, wage ich zu bezweifeln.
Im August möchte ich einen Quilt fertig bekommen, du hast mich jetzt echt motiviert.
(Meinen Star-Quilt hake ich erst mal ab, der ist zu groß für den Anfang. Ist deiner schon fertig?)
Wow, das ist ja super, dein Tutorial! Ich grübel nur immer noch über den Anfang... 5 9-Patch-Blöcke... reicht das aus??? Jedenfalls vielen Dank für die Anleitung, bin gespannt, wie es weitergeht...! Liebe Grüße, MamaDuck-Andrea
AntwortenLöschenDanke für Euren netten Kommentare!!
AntwortenLöschen@ Griselda: Nein, den Sternenquilt hab ich noch nicht fertig gemacht, ich konnte mich immer weniger mit dem dunkelbraun anfreunden und werde ihn wohl nochmal von vorne beginnen-weissgrundig! Meine Mutter hat ihn fertig und er ist wirklich superschön, ein absolutes Haben-Will!
@ Andrea: Die Blöcke sind vor dem Durchschneiden fast einen Meter lang-das kann man auf den Fotos natürlich nicht sehen...also es reicht auf jeden Fall!
LG, Katharina
Echt klasse! Danke schön!
AntwortenLöschendanke für dieses blog - ich dachte schon, ich finde überhaupt keine gleichgesinnten! schöne bilder und stoffe.. ich komm wieder!
AntwortenLöschenDas ist ja echt interessant und hilfreich...
AntwortenLöschenDanke!
LG
Car o